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9. September 2015
Continentale PKV-Forum: Bringt der gläserne Versicherungskunde wirklich Vorteile?

Continentale PKV-Forum: Bringt der gläserne Versicherungskunde wirklich Vorteile?

Der „gläserne Versicherungskunde“ war Thema des gestrigen PKV-Forums des Continentale Versicherungsverbunds. Dabei ging es um die neuen Telematiktarife, die Sinnhaftigkeit von Fitness-Apps und die Frage, ob das Gesundheitsverhalten des Einzelnen tatsächlich Auswirkungen auf die Leistungsausgaben im Kollektiv haben. Blogger und Netzaktivist Sascha Lobo warnte die PKV-Versicherer trotzdem davor, das Feld anderen zu überlassen.

Wenn Kunden Daten zu ihrem Gesundheits- und Bewegungsverhalten sammeln und diese dem PKV-Versicherer zur Verfügung stellen, könnten sie in Zukunft günstigere Tarife erhalten. Das ist die Idee hinter den viel diskutierten Telematiktarifen. Befürchtet wird dabei, dass die Nutzer die Hoheit über ihre Daten verlieren könnten. Ergänzend zu dieser Kritik erklärte Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender der Continentale, gestern auf dem jährlichen PKV-Forum des Versicherers in Köln, dass es keinen Beleg dafür gebe, dass das Gesundheitsverhalten des Einzelnen sich positiv auf die gesamten Leistungsausgaben im Kollektiv auswirken würden. Studien würden sogar anderes beweisen. Eine entsprechende Prämiendifferenzierung wäre damit nicht sinnvoll. Und solange die Daten nicht zur Prämiendifferenzierung herangezogen werden könnten und zum Beispiel auch nicht geklärt sei, was passiere, wenn ein Versicherungskunde etwa aufhören würde, während der Vertragslaufzeit seine Gesundheitsdaten zu sammeln, sollten PKV-Versicherer auch keine entsprechenden Daten von Versicherten sammeln, so Helmich. Die Continentale werde folglich erst einmal abwarten und vorerst nicht über die Einführung von Telematiktarifen nachdenken.

Versicherer und Makler sollten sich vorbereiten

Blogger Sascha Lobo appellierte dagegen an die Versicherungsunternehmen, sich dem Thema nicht zu verschließen. Denn es sei schließlich der Kunde, der eines Tages auf den Versicherer zukommen werde und entsprechende Versicherungsangebote fordern werde. Darauf sollten die PKV-Anbieter vorbereitet sein. Zudem stellte er die Frage, wie sich ein PKV-Versicherer wohl verhalten würde, wenn Google & Co. auf ihn zukommen würden, um ihm Gesundheitsprofile von Kunden – in dem Fall also von guten Risiken – zu verkaufen. Auch auf solche Möglichkeiten sollten sich Versicherer vorbereiten und eventuelle Folgen absehen. Denn was würde passieren, wenn etwa Google diese „guten Risiken“ selbst versichern würde. Würden dann für die PKV nur noch die schlechten Risiken bleiben?

Auch Versicherungsmakler sollten sich mit dem Thema weitergehend beschäftigen, so Lobo. Denn wenn sie mit ihren Kunden nicht über die digitalen Möglichkeiten diskutieren und entsprechende Empfehlungen abgeben könnten, würden sich insbesondere die jungen Kunden, die wenig Angst haben, Daten preiszugeben, anderen Anbietern zuwenden und damit diesen ein neues Feld eröffnen. (bh)

Lesen Sie dazu auch „Telematik: Faire Tarife oder gläserner Kunde?“